Wer auf der Suche nach günstigen Liquids ist, stößt irgendwann unweigerlich auf Webseiten wie Fasttech oder Gearbest, auf denen chinesische Firmen neben günstiger Hardware auch Liquids aus chinesischer Produktion verkaufen. Auf Foren wird heiß diskutiert, was diese Liquids taugen und als Totschlagargument wird immer wieder angeführt, dass die hygienischen Bedingungen bei der Produktion und Verunreinigungen mit Stoffen wie Blei diese E-Liquids gefährlich machen würden.

Sind chinesische Liquids wirklich gefährlich?

Die Frage ist nicht mit klarem ja oder nein zu beantworten. In deutschen Shops finden sich viele Liquids auch chinesischer Produktion, etwa Liqua, einer Firma mit Sitz in Osteuropa und China, die mit italienischen Aromen Liquids herstellt.  Nicht etwa günstig, sondern als „Premiumliquid“ zum Premiumpreis von 4-5€ für 10ml. Das gleiche Liquid kostet direkt in China etwa ein Viertel bis ein Drittel, das nicht TDP konforme 30ml Gebinde mit Nikotin von 3-24mg/ml geht für etwa 4 Dollar über den Tisch.

Das führt uns auch zur Qualität. In den Anlagen von chinesischen Herstellern findet sich vergleichsweise viel Personal und wenig Maschinen, weil letztere in China teurer sind als Arbeiter, die in der Regel umgerechnet 100-150 Euro pro Monat verdienen. Klingt wenig, ist aber für chinesische Verhältnisse viel, auf dem Land verdienen die Leute oft nur um die 50 Euro im Monat. Genau da liegt der große Preisvorteil der Produzenten, die verwendeten Rohstoffe unterscheiden sich nicht wirklich von denen in Europa, die ohnehin oft in riesigen Fässern aus China angeliefert werden. Nach der Verarbeitung hierzulande, wird der chinesische Grundstoff dann „Made in Germany“.  Keineswegs bei allen Herstellern, viele verwenden auch ausschließlich deutsche oder europäische Rohstoffe, ob die aber besser oder reiner sind, sei dahingestellt.

Ohne hier den deutschen Produzenten auf die Füße treten zu wollen, die Panikmache und das Herausstellen von „Made in Germany“ als angebliches Qualitätsmerkmal, erinnert etwas an die Warnung der Pharmaindustrie vor Medikamenten aus dem Ausland. Zuzugeben, dass die nicht schlechter sind, sondern nur günstiger, würde die Margen versauen. Also wird fleißig Angst geschürt, um die Preise hoch und sich die ausländische Konkurrenz vom Leib zu halten.

Natürlich gibt es in China viele Hinterhofproduzenten, um die man einen großen Bogen machen sollte, die unter schaurigen Hygienebedingungen Liquids zusammenpanschen. Ich möchte aber auch gar nicht sehen, wie die Hausmarken in manchem deutschen Vapestore abgefüllt werden, wenn sie nicht von einem namhaften Produzenten als Whitelabel stammen. Ein Reinraum dürfte da nicht vorhanden sein, eine Hygieneschleuse erst recht nicht.

Welche China Liquids kann ich bedenkenlos kaufen?

Gesunder Menschenverstand ist gefragt. Anbieter wie DeKang, die von der Menge her mehr Liquid produzieren als jede andere Firma weltweit, die international den Großhandel beliefern, sind sicher nicht bedenklich. Dort wird unter den gleichen Hygienebedingungen und mit den gleichen Kontrollen von Rohstoffen gearbeitet, die international für den medizinisch-pharmazeutischen Bereich üblich sind. Das gleiche gilt für Hangsen, Hangda, Pirate, Huabang, Karnoo und Liqua.

Diese Firmen sind sogar so erfolgreich, dass Gebinde mit Sicherheitsmerkmalen versehen werden, um Fälschungen zu erschweren. Inzwischen kopiert so manche Firma aus China nicht mehr ausländische Produkte, sondern heimische.

Nice to know: Der CEO von Hangsen ist der Erfinder und Urvater des E-Liquids, die Firma brachte weltweit erstmalig die Mischung von PG und VG mit Aromen auf den Markt. Die Qualitätskontrolle bei DeKang arbeitet mit der Universität von Genf in der Schweiz und der Universität von Süd Florida in den USA zusammen, wo regelmäßig Unbedenklichkeitsprüfungen stattfinden. Die Labore sind GMP, HALAL, RoHS und CE zertifizierte Reinräume der 100.000 Klasse (ISO 8). Das sind Produktionsbedingungen, mit denen meines Wissen kein europäischer Hersteller mithalten kann.

Darf ich Liquids aus China in Deutschland kaufen?

In Deutschland oder aus dem europäischen Ausland ja, direkt aus China nein, weil die Vorgaben wie Warnhinweise auf der Packung u.ä. bei der Ware für den internationalen Markt außerhalb der EU oft nicht hinreichend erfüllt werden. Insofern ist dieser Beitrag auch nicht als Aufforderung zum Einkauf in China zu sehen, es geht mir nur darum mit dem Märchen vom angeblich verseuchten und minderwertigen China Liquid aufzuräumen, das dann hier zum vielfachen Preis verkauft wird. Wenn ich den Vape Shop um die Ecke besuche und dort Nikotinshots für 2€ und „Premium“ Shake & Vape Flaschen mit 60ml für 19€ sehe, fällt es mir schwer mit Überzeugung, der heimischen Dampfbranche etwas Gutes zu tun, zuzugreifen.

Ihr sollt ja gut verdienen, niemand erwartet dass hier jemand zu chinesischen Löhnen arbeitet, aber reichen nicht 100% Marge aus? Müssen es 200%, 300% oder 400% sein? Bei der Hardware sieht man doch, dass es auch dem Kunden gegenüber fairer geht!