Jeder Umsteiger beginnt in der Regel seine Dampferkarriere mit fertigen Liquids in der gewünschten Nikotinstärke. War bei mir nicht anders, aber spätestens wenn man einen Geschmack gefunden hat, der einen als Allday Liquid durch den Alltag begleitet, die erste „Haben wollen“ Phase vorbei ist und man mit Hardware eingedeckt ist, beginnt das Rechnen.
Wichtige Fragen und Antworten
Wie hoch sind die Kosten beim selbst Mischen im Vergleich zum Fertigliquid?
Ein Liquid mit oder ohne Nikotin als fertiges 10ml Fläschchen kostet 4,00-6,00€ und reicht als klassischer Dampfer, MTL, etwa 2 Tage. Das war und ist zumindest mein Konsum, ca. 5ml pro Tag, für jemanden der 1-2 Schachteln am Tag geraucht hat und nicht direkt auf Lunge dampft ein realistischer Wert bei 12-18mg Nikotingehalt. Nehmen wir 5,00€ als Durschnittpreis, das führt uns zu 2,50€ pro Tag, 75€ im Monat und 900€ pro Jahr.
Gegenüber 2880€ pro Jahr bei einer Schachtel Zigaretten zu 8€ pro Tag ist das eine enorme Ersparnis, andererseits sind 900€ im Jahr eine beachtliche Summe.
Zum Vergleich: 50/50 Basis 50% Propylenglykol, 50% Glyzerin, die ideale Mischung für MTL Dampfen, zusammen mit den passenden PG/VG 50/50 Nikotinshots zu je 18mg/ml (60 Stück) um auf ein Endergebnis von 12mg/ml im Basisliquid zum kommen, kosten bei Ebay vom Anbieter „1000liter“ gerade mal 50€. Damit lassen sich, wenn man ein übliches MTL Mischverhältnis von 90% Base und 10% Aroma voraussetzt, 1,1 Liter fertiges Liquid anmischen. Ein Premiumaroma kostet etwa 10€ für 30ml, bei den benötigten 100ml also gerundet nochmal ca. 35€ on top. Macht insgesamt 85€.
Bei 5ml am Tag, also 150ml pro Monat reicht das gute 7 Monate. Vereinfacht über den Daumen gepeilt landen wir also bei ca. 150€ im Jahr gegenüber den für fertig gekauftes Liquid berechneten 900€, einem Viertel. Ja, die Rechnung ist nicht 100% genau, denn wenn wir die 12mg Nikotin Base mit 10% Aroma versetzen braucht es einige zusätzliche Nikotinshots mit 18mg oder 20mg zum Ausgleich, um wieder auf genau 12mg im fertigen Liquid zu kommen, aber die Grundaussage bleibt die gleiche: Der Selbstmischer spart gegenüber dem, der fertige Liquids kauft, erhebliche Summen, ohne dabei auf Geschmack oder Qualität in irgendeiner Form verzichten zu müssen. Die Premiumaromen die große Hersteller wie T-Juice, Vampire Vape & Co. Anbieten entsprechen geschmacklich bei richtigem Mischverhältnis exakt dem Geschmack der fertig angebotenen Liquids.
Je mehr Liquid verdampft wird, desto eher rechnet sich das DIY Mischen, aber selbst wer nur 2ml am Tag verbraucht, spart immer noch einen Haufen Geld.
Wie mischt man ein Liquid mit und ohne Nikotin selbst zusammen?
Ich hatte anfangs Bedenken, selbst Hand anzulegen, aber wenn man einmal selbst gemischt hat, merkt man wie einfach das Ganze ist. Mit welchen Behältnissen man mischen will, bleibt jedem selbst überlassen, ich nutze immer folgende Utensilien:
- 1 kleine PET Flasche mit Tropfer und kindersicherem Verschluss, gibt es im 5er Pack z.B. hier für gute 2€. Geht auch billiger, aber diese Fläschchen sind ideal für Liquid geeignet, durchsichtig, lassen sich drücken, PET ist lebensmittelecht. Ich mische meist auf 50ml, damit das fertige Liquid nicht unnötig lange lagert, zudem will ich nicht auf einem Litergebinde Liquid sitzen, falls sich mein Geschmack einmal ändern sollte.
- Zewa als Unterlage, falls man kleckert. Zewa istder Freund jedes Dampfers, egal ob Nachfüllen, Mischen, saugfähig ohne zu fusseln. Hat jeder Supermarkt im Regal. Ruhig das Original nehmen, denn gerade feucht neigt manches billige Küchentuch zum Fusseln.
- Einweghandschuhe aus dem Supermarkt, gibt’s z.B. bei ALDI für kleines Geld und in verschiedenen Größen für kleine, mittlere oder große Hände. Nicht zum Selbstschutz, eher um nicht unnötig etwas zu verunreinigen.
- Verschiedene Spritzen, 20ml für Base, 5ml für Aroma, beide mit großer stumpfer Kanüle, denn PG und vor allem VG sind zähflüssiger als Wasser und lassen sich mit zu dünnen Kanülen nur schwer und langsam ansaugen. Zudem sollte die Kanüle so lang sein, dass sie an den Boden einer 10ml Flasche reicht. Ich nutze dieses Set, kostet zwar pro Stück mehr als die Großpackung aus der Apotheke, nur brauche ich schlicht nicht 500 Spritzen und 500 Kanülen, selbst wenn sie pro Stück viel billiger wären.
- Base, fertig angemischt mit Nikotin. Geht aber auch genauso mit Base ohne Nikotin
- Nikotinshots, soweit nötig um auf meinen Nikotinwert zu kommen.
- Aroma
- Die kostenlose Liquid Calc App aus dem Google Playstore
- Flachzange, in jedem Baumarkt erhältlich, ansonsten online für unter 6€ erhältlich.
Liquid Mischen Schritt für Schritt erklärt
Generell halte ich es beim Mischen so: Ich habe keinen Reinraum und keine Keimphobie, ich brauche weder Mundschutz noch Chemikerschürze, achte aber auf Sauberkeit. Ich mische auf dem Schreibtisch, abseits von Lebensmitteln. Die PET Flaschen wasche ich vorher heiß aus, lasse sie trocknen. Gleiches gilt für Spritzen und Kanülen, wenn diese schon mal benutzt wurden, ich reinige sie sofort nach dem Mischen gründlich unter heißem Wasser, lasse sie trocknen und packe sie in einen verschlossenen Gefrierbeutel.
Man könnte sie auch in Alkohol desinfizieren oder jedes Mal neue Spritzen und Kanülen verwenden, aber PG wirkt ohnehin desinfizierend, in 50/50 PG/VG und überlebt kein Keim, selbst beim 70% oder 80% VG nicht. Zudem wird das Liquid erhitzt, so hoch, dass es verdampft und ich mische keine riesigen Mengen, die dann über Monate lagern.
Über die nötige Hygiene kann man streiten, meiner Meinung nach ist Sauberkeit wichtig, Keimfreiheit lässt sich nicht erreichen und ist auch völlig unnötig. Die Umwelt dankt es, die kleinen Nikotinshots (Nikotinhaltige Flüssgkeiten dürfen laut gesetzlichen Regelungen seit einigen Jahren nur mehr maximal 20mg/ml haben und in maximal 10ml großen Gebinden verkauft werden) verursachen schon mehr als genügend unnötigen Müll.
Im ersten Schritt lege ich mir alles zurecht, zwei Lagen Zewa großzügig auf den Tisch, alles andere wird dort draufgestellt. Als nächstes kalkuliere ich mit der App die Mischverhältnisse.
Konkretes Beispiel: Ich will Heisenberg zu 10% auf 50ml anmischen, mit 12mg/ml Nikotin. Wir haben eine Base mit 8mg/ml, einige Nikotinshots und das Heisenberg Aroma. In der App gebe ich die Sollmenge Liquid mit 50ml ein, die Soll Nikotinstärke 12 mb/ml, Nikotinstärke der Base 1 mit 8mg, Nikotinstärke der Base 2 (die 20mg/ml Nikotinshots) mit 20mg, das Aroma wie vom Hersteller empfohlen mit 10%. Einmal auf berechnen geklickt und schon sehe ich: Base 1 25ml, Base 2 20ml, Aroma 5ml.
Erstmal wird das 50ml Mischfläschchen geöffnet und so hingestellt, dass es nicht umfallen kann.
Ich öffne die Flasche mit Base 1 Ich nehme die 20ml Spritze mit aufgesetzter Kanüle, die praktischer Weise genau durch die Öffnung der üblichen Flaschen für Basen passt (praktisch, wenn der Füllstand niedriger ist, größere Spritzen passen dort nicht durch), ziehe 20ml auf. Fülle die 20ml in die Mischflasche. Ziehe nochmal 5ml auf, ebenfalls in die Mischflasche, also 25ml wie die App angibt, dann wird die Flasche mit der Base sofort wieder verschlossen, die Spitze wird auf dem Zewa zur Seite gelegt.
Als nächstes ist Base 2 dran, in diesem Fall sind 20ml genau zwei Nikotinshots zu 10ml. Entweder direkt aufdrehen und einfüllen, ansonsten kommt die Basenspritze nochmal zum Einsatz. Der nervige Tröpfler läßt sich fantastisch mit der Flachzange entfernen, ohne ihn zu beschädigen. Bei 20ml nicht wirklich nötig, aber wer schon mal Base in Literflaschen mit einem Berg Nikotinshots auf die richtige Nikotinstärke gemischt hat, weiß diesen Trick zu schätzen.
Jetzt haben wir eine Mischung aus Base 1 und Base 2, fehlt nur noch das Aroma. Hier kommt die 5ml Spritze mit neuer Kanüle zum Einsatz. Warum? Weil ich das Aroma nicht mit Base verunreinigen will, ich trenne immer Spritzen und Kanülen für Base (egal ob mit oder ohne Nikotin) und Spritzen und Kanülen für Aroma. Aromaflasche auf, Tröpfler mit der Flachzange abheben, 5ml Aroma mit der Spritze entnehmen, Aroma in die Mischflasche füllen, Tröpfler wieder aufsetzen, Aromafläschchen schließen, Aromaspritze zur Seite legen. Hurra, wir haben eine fertige Mischung.
Jetzt wird nur noch der Tröpfler auf die Mischflasche gesteckt, der Deckel aufgeschraubt und das ganze kräftig geschüttelt. Dann gleich aufräumen, Spritzen und Kanülen reinigen, denn wenn das Liquid und Aroma darin eintrocknen, sind sie wirklich für den Müll.
Manche Aromen müssen nach dem Anmischen Tage, Stunden oder gar Wochen reifen. Wie lange wird heftig diskutiert, wie die Reifung funktioniert kann ich mir schwer vorstellen, aber es ist deifinitiv etwas dran, viele Aromen schmecken nach einer gewissen Zeit anders als am Anfang, meist besser. Unser Heisenberg ist sofort einsatzfähig, wie auch die meisten Fruchtaromen. Was man lieber etwas stehen lässt, sind kuchige Aromen, Honig, Vanille, Tabakaromen, hier entscheidet der persönliche Geschmack, aber einige Tage Zeit sollte man der Reifung geben. Gerade Tabakaromen schmecken direkt nach dem Mischen meist sehr fad und entwickeln teils erst über Wochen ihr volles Potential. Etwas schneller reifen Liquids bei Wärme, im Winter kann man sie prima auf die Heizung stellen. Zuviel Wärme ist aber ebenfalls schlecht, also nicht in den Backofen.
Fazit: Mischen, selbst mit zwei Basen in unterschiedlichen Nikotinstärken, ist kein Hexenwerk. Wer eine Spritze bedienen und ablesen kann und fähig ist ein paar Werte in eine App einzugeben, bekommt sein DIY Liquid auch beim ersten Mal fehlerfrei hin. Kopfrechnen ist nicht nötig. Wenn Kopfrechnen statt Liquid Rechner oder App, dann sollte man den Kardinalfehler vermeiden: Wenn ich 100ml fertiges Liquid haben will und 10% Aroma brauche, sind das 90ml Base (mit oder ohne Nikotin) plus 10ml Aroma und NICHT 100ml Base und 10ml Aroma.
Tipp: Heisenberg ist ein gutes Beispiel für ein sehr dominantes Aroma. Selbst beim Ausspülen der Kanüle und Spritze, kann ein Hauch Aroma zurückbleiben. Ich nutze diese dann zwar später wieder für andere fruchtige Aromen wie mein Red Astaire, aber nicht unbedingt für das feine Puddingaroma.