Tabakaromen bieten sich für den Umstieg an, je näher das Dampferlebnis anfangs dem Rauchen kommt, desto sanfter und einfacher der Umstieg. Zumindest meine Erfahrung, es gibt auch Umsteiger die bewusst einen möglichst großen Unterschied suchen und sich sofort auf das Subohm Dampfen mit süßen Früchte Liquids  stürzen, das ist aber nur ein kleiner Teil der Ex-Raucher.

Das große Problem: Tabak ist geschmacklich sehr komplex, zudem wird er in der Zigarette verbrannt und nicht verdampft. Genau diese gesundheitsschädliche Verbrennung mit den tausenden an Giftstoffen sorgt für den typischen Zigarettengeschmack. Diesen 1:1 abzubilden ist der heilige Gral des Dampfens, der bisher nicht gefunden wurde  und den keine noch so clevere Aromen Mischung auch nur annähernd abbilden kann. Das zu wissen ist wichtig, den viel Dampfer begeben sich anfangs auf die Suche nach Zigarettengeschmack in Liquids, eine Odyssee die garantiert nie endet.

Ebenfalls hilfreich bei der Beurteilung, welches Tabakaroma das Beste ist, ist die Unterscheidung von Geschmack und Geruch. Die Zunge schmeckt nur süß, sauer, bitter und salzig. Der Rest des Geschmacks ist der Geruch, weshalb der aschenbecherartige und bittere Zigarettengeschmack mit Dampf nur sehr schwer nachzuahmen ist, etwa mit dem speziell für diesen Zweck geschaffenen DNB Aroma von Inawera, das sich problemlos jedem Fertigliquid zumischen lässt. Einige Hersteller arbeiten auch mit Röstaromen und Tabakaroma, aber geröstet ist nicht verbrannt, der Unterschied ist eindeutig schmeckbar bzw. riechbar.

Grundsätzlich kann ein Aroma oder Liquid also nur so schmecken, wie Tabak riecht, etwa wenn man eine Zigarettenschachtel frisch geöffnet hat. Wer das vorab verinnerlicht, vermeidet die ansonsten garantierte Enttäuschung.

Ein weiterer Knackpunkt ist die Süße, denn von Pfeifentabak abgesehen, hat verbrannter Tabak keine Süße, erst recht keine dominante. Bei Dampfliquids kann Süße aus vielerlei Gründen entstehen: das Aroma hat eine Grundsüße, es werden Süßungsmittel wie Ethylmaltol oder Sucrose zugefügt oder es wird VG verwendet. VG, das pflanzliche Glycerin, macht schöne Wolken, hat aber leider eine heftige Grundsüße. Jedes Liquid mit mehr als 30% VG schmeckt für empfindliche Zungen zwangsweise süß, weniger sensible Naturen nehmen die VG Süße erst ab 50% oder 70% wahr. Wer ein Tabakliquid sucht, das garantiert nicht süß ist, muss also schon mal alle Optionen mit weniger als 70% PG in der Basis ausschließen. Fertige Basen sind meist eher Richtung Subohm optimiert, mehr PG als 50% findet man selten, stattdessen gerne Mischung mit 20% PG und 80% VG die völlig unabhängig vom Aroma sehr süß sind. Das neutralste Tabakaroma kann nicht neutral schmecken, wenn die Basis die falsche ist.

Zurück zur Ausgangsfrage: Gibt es denn das beste Tabakaroma für Umsteiger überhaupt? Leider nein, es hilft nur systematisches Ausprobieren, am besten mit fertigen Tabak Liquids die es oft relativ günstig als Hausmarken der großen Dampfershops gibt. Die kann man übrigens bedenkenlos kaufen, denn sie stammen fast alle aus einer einzigen Quelle, einem der größten Hersteller von Liquids aus Deutschland, der Culami GmbH, die sich für viele dieser Lohnabfüllungen verantwortlich zeigt.

Eine teure Alternative bilden die sogenannten NETs, natürliche Extrakte die direkt aus der Tabakpflanze gewonnen werden, statt naturidentische Aromen zu verwenden. Ein bekannter Anbieter ist z.B. die Firma Black Note aus den Niederlanden, deren Tabak Extrakte bzw. Liquids sehr gelobt werden. Mit 9€ pro 10ml Fläschchen sind diese Liquids aber auch etwa 2-3x so teuer, wie herkömmliche Tabak Liquids auf Aromabasis. Inwieweit zusätzlich gesundheitliche Bedenken angebracht sind, da hier mit echtem Tabak gearbeitet wird, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, unbedenklicher als das Rauchen sind diese natürlichen Tabakextrakte aber eindeutig.

Auch die Dampftemperatur spielt eine Rolle für die Entwicklung des Aromas und den Geschmack. Beim DTL/DL Dampfen ist der Dampf fast immer warm, beim MTL Dampfen nicht unbedingt, abhängig von der Position der Wicklung im Coil. So mach z.B. ein Innokin T22 Verdampfer eher warmen Dampf, weil der Draht im Coil nahe am Drip Tip (Mundstück) liegt, ein Nautilus dagegen eher kühlen Dampf, weil die Wicklung ganz unten im Coil liegt und so durch den Kamin und das lange Edelstahl Drip Tip abkühlt. Letzteres ist ideal für Liquids mit Menthol oder Kühle.

Tipp: Als Dampfanfänger verändert sich der Geschmack relativ schnell, was heute als Allday Liquid gedampft wird, gefällt vielleicht morgen schon nicht mehr. Auch ein wilder Wechsel hin und her ist nicht selten, ein paar Tage schmeckt der süße Pfeifentabak, dann muss es plötzlich der ganz trockene und dunkle sein, dann ein anderer. So ging es mir, so geht es fast jedem Umsteiger, manchmal nervig aber unbedenklich. Genau aus diesem Grund sollte der eigene Vorrat am Anfang nicht zu groß sein, immer etwas im Haus zu haben ist wichtig, aber sich gleich einen Liter Liquid hinzustellen, ist sicher zu viel des Guten. Die effektive Haltbarkeit ist zwar wesentlich länger als auf der Packung angegeben, der Geschmack wird über die Monate und Jahre aber nicht besser und je nach Lagerung kann gerade Liquid mit hohem VG Anteil irgendwann wirklich schlecht werden.